5 Wochen Seychellen mit Global Vision International
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- Kategorie: Seychellen
- Veröffentlicht: Dienstag, 24. Februar 2015 22:30
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Am Freitag, dem 31.7.2009 bin ich endlich auf der Basis auf Mahé angekommen. Die Basis liegt im Nord-Westen Mahés in Cap Ternay auf dem Gelände einer ehemaligen Schule. Die Gebäude, die GVI ( die Organisation mit der ich gefahren bin) als Basis benutzt, sind die einzigen die noch in Takt sind die anderen sind nur noch Ruinen. Nach dem sich die Verantwortlichen (insgesamt 8) vorgestellt hatten und uns Neuankömmlingen die Basis gezeigt hatten, ging es auch gleich mit unserer ersten Theoriestunde für den AWOD los. Den Schein hatten wir dann auch alle bis Montag in der Tasche. Abends haben wir dann die 10-Weekers kennen gelernt, dass sind die, die insgesamt 10 Wochen Freiwilligenarbeit auf der Basis leisteten. Alle, sowohl der Staff (Verantwortlichen) als auch die 10-Weekers sind eine lockere coole Gruppe. Die 5 Wochen versprachen lustig zu werden.
Am Samstagmorgen hatten wir weitere Einweisungen: Bedienung des Kompressors, Umgang mit dem Funkgerät, Knacken von Kokosnüssen, Umgang mit der Machete und Pflücken von diversen Früchten, die mit Vorliebe in ca. 7m Höhe wuchsen. Alles was man so auf einer Basis der Seychellen gebrauchen kann. Auch hatten wir unseren ersten Fischkurs. Wir mussten 110 verschiedene Fische lernen und bestimmen können. Dies ist natürlich nur ein kleiner Teil der Artenvielfalt. Wir beobachteten, untersuchten und zählten nach Absprache mit unseren Partnern nur diejenigen, die z.B. interessant für die Fischereibehörde waren. Und dann endlich unser erster Tauchgang. Die Bucht, Bay Ternay, in der unser Boot Manta lag, ist nur 150m von der Basis entfernt. Die Sicht hat mich fast umgehauen und erst die vielen bunten Fische einfach genial. Vor allem wenn man bis dahin nur den Bensheimer See gesehen, bzw. betaucht hatte. Das Riff in Bay Ternay hat die große Korallenbleiche relativ gut überstanden und ist so eins der besterhaltenen Riffs auf den Seychellen. Man sieht die Folgen trotzdem überall.
Wir hatten Glück und hatten gleich bei unserem ersten Tauchgang eine Schildkröte gesehen, ein echtes Karettschildkrötenweibchen. Aus ungeklärten Gründen legen die echten Karettschildkröten ihre Eier hier tagsüber. An jedem anderen Ort kommen Wasserschildkröten nur nachts an den Strand um ihre Eier zu legen. Am Montag nachdem wir alle Tauchgänge für den AOWD abgeschlossen hatten, haben wir mit den Fishspots angefangen. Fishspots, darunter könnt ihr euch bestimmt nichts vorstellen. Also hier erstmal eine kurze Erklärung: Einer, meistens einer vom Staff, hat einen Stab in der Hand und deutet damit unter Wasser auf Fische, die wir zuvor in einem der Fischkurse durchgenommen hatten. Wir schrieben dann auf unsere Tafel was es unserer Meinung nach für ein Fisch war. Sieht bestimmt für andere Taucher lustig aus, 4 Taucher mit einem weißen Stab die Fischen hinterher schwimmen. Erst wenn wir die Fische unter Wasser zu 100% richtig erkannten, durften wir die Fischzählungen machen.
Die Zählungen wurden nach zwei Methoden durchgeführt, die die wir am häufigsten verwandt hatten, ist der Pointcount. Hierbei legt man ein 7m langes Maßband aus und schwebt über dem Ende. Dieses Ende ist der Mittelpunkt des Kreises. Es wurden alle Fische im Umkreis von 7m gezählt wobei der Taucher 6 min. über dem Mittelpunkt schwebte, nur rotiert und dann eine Minute in dem 7m Kreis rum schwimmt um auch die Fische hinter und unter großen Korallen erfassen zu können.
Die Fische sind in zwei Gruppen aufgeteilt, bei den Zählungen ist man immer zu zweit und jeder zählt eine Gruppe. Die Daten die wir sammelten, leiteten wir weiter an unseren Partner SCMRT (The Seychelles Centre for Marine Research & Technology). Diese Organisation ist für unsere Bucht verantwortlich und beobachtet die Entwicklungen von Riffen und Fischbeständen rund um die Inseln. Mit MCSRT wurde auch jede Phase besprochen ob Fische oder Korallen genauer beobachtet werden sollen und welche Arten zu diesem Zeitpunkt von Interesse sind. MCSRT hat selbst nicht genug Leute um die Zählungen und Forschungstauchgänge selbst zumachen, daher übernahmen wir diese. MCSRT geht mit den Daten u.a. zu der Fischereibehörde und legt mit diesen die Fangrichtlinien für die jeweilige Saison fest, z.B. erhängen Fangverbote auf bestimmte Größen und/oder Arten. Insgesamt sammelten wir an 24 Punkten rund um die Nordwestküste Mahés Daten. Soweit zu den Tauchgängen und deren Sinn und Zweck, meistens gingen wir 1-2mal am Tag tauchen. Aber auch wenn wir gerade nicht im Wasser waren, gibt es immer jede Menge zu tun, z.B. Tanks füllen, Funkdienst, Küchendienst (kochen für 35 Leute ist schon einer Herausforderung), Fischstunden oder andere Vorträge.
Die Vorträge waren alle sehr informativ. Ein paar Themen: Wie Mangroven zur Gesundheit des Riffs beitragen, Einwirkungen und leichtsinnige Zerstörung des Riffs… Eine leichtsinnige Zerstörung wurde uns bei jedem Tauchgang vor Augen geführt und zwar die Boote, die auf dem Riff ankern und nach dem Einholen des Ankers breite Schneisen von angebrochenen und rausgerissenen Korallen hinterlassen.
Echt ein trauriges Bild, vor allem wenn man bedenkt, dass eine „schnell“ wachsende Koralle pro Jahr ca. 1 cm wächst. Die Vorträge gehörten auch zu dem nächsten Schein den wir hier machten, CRRD (Coral Reef Research Diver). Den CRRD hatten wir in Woche 3 abgeschlossen und durften nach bestandenem Fischexamen mit den Zählungen anfangen. Ich hatte inzwischen auch zwei Lieblingsfische, den Imperator-Kaiserfisch und den Pfauen-Kaiserfisch. Natürlich blieb neben unseren Aufgaben immer noch genügend Zeit für die Hängematte, Schnorcheln, Wasserschlachten, etc. Und am Wochenende hatten wir frei und konnten die Insel erkunden, die schönen Strände genießen, einfach nach Victoria ins Internet und Mittagessen. Victoria ist übrigens die kleinste Hauptstadt die ich je gesehen hatte. Und natürlich ließen wir es uns nicht nehmen die örtlichen Clubs unsicher zu machen.