Oman im Mai 2010
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- Kategorie: Oman
- Veröffentlicht: Dienstag, 24. Februar 2015 22:58
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Nachdem wir Ägypten schon des öfteren für einen Kurzurlaub besuchen durften, wollten wir uns in diesem Jahr mal eine andere Tauchdestination im arabischen Raum anschauen. Da man diesbezüglich langsam aber sicher immer mehr vom Oman hören und lesen kann, fiel unsere Wahl auf ein Angebot vom Reisecenter Federsee; 9 Nächte Aufenthalt beim Oman Dive Center in Muscat sollten es werden. Am 09.05.2010 starteten wir um 18:30 Uhr Richtung Flughafen und waren ca. 30 Minuten später dort angekommen. Obwohl wir uns den Flug vorher schon zweimal hatten bestätigen lassen, war trotzdem noch eine latente Unsicherheit vorhanden ob der Flug wirklich planmäßig vonstattengehen würde, da auch in Frankfurt an diesem Tag wieder Flüge, auf Grund der Aschewolken des isländischen Vulkans, gestrichen worden waren. Nachdem wir die Koffer eingecheckt hatten fühlten wir uns auf der sicheren Seite und wollten langsam den gemütlichen Teil starten, als uns eine Durchsage darauf aufmerksam machte, dass der Flug von einem anderen Gate und 30 Minuten früher starten solle. Also doch noch etwas Hektik bis es dann wirklich kurz nach 21:30 Uhr losging.
Mit plus 2 Stunden Zeitverschiebung landeten wir am nächsten Morgen um kurz nach 6:00 Uhr in Muscat. Die meisten anderen Passagiere flogen direkt weiter, sodass die Visa- (ca. 15€ pro Person) und Gepäckausgabe erfreulich schnell abgewickelt werden konnte. Auf Grund des vorgezogenen Fluges stand unser Transfer noch nicht am Flughafen bereit und wir mussten uns etwas gedulden. Dies ging in der Lodge, die wir nach ca. 40 Minuten Fahrt erreichten, dann unerfreulicherweise weiter. Die Lodge war ziemlich ausgebucht und offizieller „Zimmer CheckIn" ist erst ab 14:00 Uhr. Somit war es nichts mit gleich ab ins Zimmer und endlich eine Mütze voll Schlaf nehmen. Also versuchten wir gleich mal in die Tauchbasis einzuchecken, in die um diese Uhrzeit auch erst langsam aber sicher Leben einkehrte. Nachdem wir uns dem größten Teil unseres Tauchgepäcks entledigen konnten, blieb uns nichts anderes übrig als uns mit dem Rest des Gepäcks am Strand ein schattiges Plätzchen zu suchen und uns den Temperaturen des Omans - zu dieser Jahreszeit morgens um 8:00 Uhr schon deutlich über 30°C mit Tendenz nach oben - hinzugeben und abzuwarten.
Die Extra Divers Lodge liegt in einer Bucht, links und rechts von Felsen begrenzt, eingebettet. Die Bungalows sind geräumig, haben ein offenes Bad und sind mit Klimaanlage, Ventilator und Minibar eingerichtet. Die Preise für Getränke sind gerade noch akzeptabel (1,5 Liter Wasser kostete 1 OMR, ein 0,33l Bier 1,8 OMR). In dem angeschlossenen Oman Dive Center der Extra Divers standen während unserem Aufenthalts ein großes Boot (die Stingray) und ein kleines Schnellboot zur Verfügung. Bei größerer Belastung am Wochenende wurde ein weiteres Speedboot organisiert. Normalerweise finden Halbtagesausfahrten am Morgen mit 2 Tauchgängen, ein Nachmittagstauchgang und in regelmäßigen Abständen auch Nachttauchgänge statt. Darüber hinaus werden Ganztagestouren mit drei Tauchgängen zu dem Nationalpark der Daymaniyat-Inseln angeboten. Alles in allem ist die Anlage ein Highlight für eine Taucher Lodge. Vor allem das reichhaltige, immer abwechslungsreiche und sehr gute Frühstücks- und Abend-Buffet haben wir in einer Taucherlodge bis dato in diesem Umfang noch nicht erlebt. Für jemanden der jedoch schon „indonesische Verhältnisse" kennengelernt hat und diese mag, für den könnten die 30 Bungalows, die in 4 Blöcken mit der Terrasse aufeinander zu ausgerichtet sind schon die „Idylle" einschränken. Die Hütten sind auch ziemlich dicht aneinander gebaut, was z.B. die Vorzüge des tollen offenen Bades durch eine „übergreifende Geräuschkulisse" wieder negieren könnte. Auch hat man nur einen „Buchtblick" aus der Anlage heraus, ein Meerblick ist nicht geboten.
Gegen 13:00 Uhr konnten wir endlich unseren Bungalow Nr. 19 (Mittig in der ersten Reihe) beziehen und richteten uns dort zunächst ein, bereiteten die Kameras und das weitere Tauchgerödel für den nächsten Morgen vor um dann erst mal ein kurzes Nickerchen einzuschieben. Den Tag beendeten wir mit einem super Abendessen.
Für das Tauchen am nächsten Tag hatte man uns auf das Speedboot und nicht auf das Hauptboot eingeteilt, was wir sehr begrüßten. So waren wir nur 8 Taucher inkl. „Guide", wobei es sich nicht um wirklich geguidete Tauchgänge handelte, sondern jeder für sich getaucht ist (wer einen Guide benötigt, kann diesen erhalten muss ihn aber extra bezahlen). Der erste Tauchgang hat dann mal wieder gezeigt, dass man nicht absolut übermüdet sein Equipment zusammen bauen sollte ohne es vor dem Tauchgang noch mal explizit zu checken. Ich habe es hierdurch geschafft eine nagelneue TillyTec-Tanklampe bei ihrem allerersten Tauchgang absaufen zu lassen, was eigentlich so gut wie unmöglich sein sollte (man sollte eben nicht mit der zwischengeschalteten Transportsicherung abtauchen). Trotz sofortiger Spülung und Trocknung entsprechend der Empfehlung von Tilly hielt die Lampe „nur" noch zwei weitere Tauchgänge durch und ließ sich dann nicht mehr laden. Dank des einzigartigen Konstruktionsprinzips dieser Lampen, des Supports und der Kulanz von Tilly hielt sich der Schaden jedoch in Grenzen und es musste nur das Verbindungskabel ersetzt werden.
Der erste Tauchgang fand am Wrack der AL Munnassir statt. Das Schiff wurde im Jahr 2003 von der omanischen Navy für Taucher versenkt. Es ist 84m lang, 15m breit und liegt in ca. 25 bis 32m Tiefe. Trotz der kurzen Zeit ist das Schiff schon teilweise bewachsen und von vielen Fischschwärmen besiedelt. Der zweite Tauchgang war ein absoluter „Easy Dive" in der Novice Bay. Hier hatten wir ein recht großes und schönes Seepferdchen (drei soll es dort geben) und viele lila Rindenkorallen. Nach dem Tauchgang zeigte sich leider wieder mal was alles schief gehen kann. Kaum war der letzte Taucher an Bord gekommen, wollte der Guide das Boot rückwärts von den Felsen weg manövrieren, hatte aber leider nicht bemerkt, dass eine niederländische Mittaucherin sich hinten schon wieder aus dem Boot begeben hatte um ihre Notdurft zu verrichten - schwere Schnittverletzungen am Arm durch die Schraube waren die Folge. Glücklicherweise hatte das Boot wirklich Verbandszeug an Bord und der Rückweg betrug nur knapp 15 Minuten, aber leider wurde dann Zeit verschenkt, weil anscheinend das Handy an Bord leer war und somit niemand im Vorfeld alarmiert werden konnte. Wie wir später erfuhren musste die Mittaucherin noch operiert werden, da Muskeln im Arm angeschnitten waren. Als Glück im Unglück kann die Nähe zur Basis und das sehr gute omanische Gesundheitswesen mit entsprechender ärztlicher Versorgung gesehen werden. Ebenfalls positiv zu bewerten ist, dass die Basis ihrer Verantwortung gerecht wurde und sowohl die notwendige Betreuung sicher gestellt, als auch die angefallenen Kosten übernommen hat.
Die Tauchgänge der folgenden Tage waren schön aber unspektakulär. Die meisten Tauchplätze waren schön bewachsen und gerade an den Daymaniyat-Inseln und bei Fahal Island gab es große Fischschwärme. Neben unzähligen Arten von Muränen, waren Schildkröten und Langusten fast überall zu finden. Auch recht große Sepien standen fast täglich auf dem Programm. Während unseres Aufenthalts war überwiegend „easy diving" angesagt, Strömungen hatten wir so gut wie keine. Als absolut negativer Aspekt ist anzuführen, dass bei unseren Tauchgängen von dem großen Schiff alle Taucher direkt nacheinander abtauchten. Bei unserer Tour zu den Daymaniyat-Inseln waren dies mehr als 30 Taucher die somit gleichzeitig an dem jeweiligen Tauchplatz waren. Überhaupt gab dieses „Massengeschäft" dem ganzen Eindruck einen faden Beigeschmack. Aus Geschäftssicht ist natürlich klar, dass z.B. das große Boot erst absolut vollgestopft wird, bevor das Speedboot auch noch ausfährt - dem Anspruch auf die Wünsche der Taucher ausgerichtet zu sein, wird dies jedoch kaum gerecht. Dies trifft auch für einen Tauchtag zu, an dem wir von einem „Guide" begleitet wurden, der die Tauchplätze selbst nicht kannte und dementsprechend kaum im Stande war ein halbwegs akzeptables Briefing durchzuführen. Auch die Preispolitik der Extra Divers kommt einem schon etwas merkwürdig vor. Hier ist es so, dass zusätzliche Tauchtage im Anschluss an ein Tauchpaket genauso wie ein einmaliger Tauchtag berechnet werden und in keiner Weise vergünstigt sind (nicht einmal der vergünstigte Preis des vorgebuchten Tauchpaketes kommt zur Anwendung), wie dies in anderen Basen zumeist minimaler Standard ist. Da fühlt man sich schon „abgezockt".
Die Wassertemperaturen lagen an der Oberfläche bei 30°C, im tieferen Bereich um 26°C - selten hatten wir bisher im Meer so krasse Sprungschichten die zwischen 5 und 20m auftauchten (und diese Schwankungen zum Teil an ein und demselben Tauchplatz). Die Sichtweiten waren auch maximal als durchschnittlich zu bezeichnen. An den Tauchplätzen der näheren Umgebung betrugen sie kaum mehr als 10m, lediglich an den Daymaniyat-Inseln wurden 15 - 20m erreicht. Die Tagestemperaturen lagen morgens um 7:00 Uhr zum Frühstück schon deutlich über 30°C und stiegen im Verlaufe des Tages auf bis zu 40°C (im Juni / Juli soll 50°C keine Seltenheit sein).
Natürlich stand zumindest für den tauchfreien Tag wieder Kultur an. Wir hatten uns hierfür die Muscat-Tour ausgesucht. Die Tour startet mit einem Besuch der "Großen Moschee", die erfreulicherweise zu bestimmten Zeiten auch für Touristen zugänglich ist. Von dort aus fuhren wir zum Fisch- und Gemüsemarkt und auf den Soug nach Muttrah. Dann führte die Tour durch das Regierungsviertel und vorbei an den portugiesischen Forts Jalali und Mirani in Richtung Sultans Palast. Zum Abschluss besuchten wir noch das Bait Al Zubair Museum mit einer Ausstellung omanischer Kultur- und Geschichtsgüter. Die Tour kostete mit Fahrer 46 OMR - für ca. 4 Stunden Tour schon recht happig wenn man das Auto (max. 4 Personen) nicht voll bekommt. Auf Grund dieser Preise stand darüber hinaus auch keine weitere Kultur auf dem Programm, da alle interessanteren Tagestouren ab 150 OMR starteten und wir keine weiteren Interessenten fanden die sich an der Tour beteiligt hätten und 150€ pro Person für eine Fahrt zu zweit waren uns dann doch zu happig.
Am 19.05.2010 sollte es dann wieder Richtung Heimat gehen. Auch dies stand wieder unter dem Einfluss der drohenden Aschewolke. Erst am Tag zuvor waren Taucher die nach Großbritannien zurückfliegen sollten unverrichteter Dinge in die Lodge zurückgekehrt. Wir jedoch hatten Glück, unser Flug startete pünktlich um 12:45 Uhr und landete um 18:00 Ortszeit in Frankfurt.
Rückblickend hatten wir einen angenehmen Aufenthalt ohne nennenswerte Highlights im Oman. Die Wahrscheinlichkeit für einen weiteren Urlaub dort ist auf Grund der Höhe der Nebenkosten bei dem aktuellen Preis-/Leistungsverhältnis eher gering. Sollten wir dennoch einen weiteren Urlaub in dem Gebiet um Muscat planen, würden wir versuchen eine Basis in der Nähe von den Daymaniyat-Inseln zu finden um dort häufiger tauchen zu können, wobei es keine Basis der Extra Divers sein sollte, da die dort gelebte Preispolitik und „Befüllung" der Tauchboote für uns nicht akzeptabel ist.
Reisebericht von Ruth und Andreas